• BEHIND THE BEAT Producer Podcast

    #41 mit rocomoco – Angenehm, aber keine leichte Kost

    Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer Kreative zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge widmet sich dem Duo rocomoco, das auf ihrem neuen Album „Electric Paradise” zu den Klängen himlischer Hip-Hop-Instrumentals das Verhältnis von Mensch und Maschine erkundet.

    “Lofi Hop Hop” nennt sich das Genre, in dem rocomoco operieren – und in dem sie innerhalb der letzten Jahre bereits still und heimelig viele Millionen genussvolle Streams zusammengetragen haben. Selten erscheint eine Genrebezeichnung unpassender als hier. Denn die Musik von Ingo Kreutzer und Thorsten Klages klingt vielmehr schwerelos-schwebend, deep und dreamy und genügt dabei stets höchsten klanglichen Ansprüchen. Auf ihrem neuen Album „Electric Paradise” kommt dann auch noch eine programmatische Tiefe hinzu. Angenehme Kost ist das jederzeit; leichte aber keineswegs.

    Für das Konzept hinter den neuen Stücken haben sich rocomoco mit dem britischen Multimedia-Künstler Dan McRae alias The Hidden zusammengetan. In intensiven Sessions wurde nicht nur viel Musik gemacht, sondern auch über die Implikationen und potentiellen Auswirkungen künstlicher Intelligenz diskutiert. Aus diesen Gesprächen entstand neben einem Soundtrack auch eine Reihe von Bildern und Videosequenzen, deren betont künstliche Ästhetik und surreale Sinnlichkeit eine seltsame Stimmung zwischen Traum und Albtraum heraufbeschwören.

    Die Musik bildet dazu eine Art betörenden Gegenpol. Während aktuell viele KollegInnen AI zur Verfremdung und Verzerrung nutzen, klingen rocomoco auf „Electric Paradise” ganz im Gegenteil wohliger und vertrauter denn je. Lockere Gitarren-Licks, warme Jazz-Vibes, entschleunigte Schlagzeug-Schleifen – und im Hintergrund zwitschern die Vögel. Es ist, als bauten Ingo und Thorsten sich eine Welt des Rückzugs, eine Oase inmitten der lärmenden technologischen Debatten. Weltfremd ist das aber nie – eher von einer Sehnsucht nach einer besseren Welt beseelt.

    Freilich – es ist eine Welt aus Samples und Loops und in gewisser Weise ebenfalls eine Verfremdung. Das soll sich aber ändern. Denn für die nächsten Projekte, wie sie uns im Gespräch in Berlin verraten, wollen die beiden mit menschlichen Musikern ins Studio gehen.

    #40 mit Steve Roach – Die Magie des Oberheim X8

    Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer Kreative zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge widmet sich dem Ambient-Pionier Steve Roach, der auf seinem neuen Album “Reflections in Repose” fast ein halbes Jahrhundert Ambientgeschichte zurückrollt – und sich von der Magie des OB-X8 packen liess.

    Die Soundwelten des Steve Roach sind nicht von dieser Welt. Wohl auch deshalb gibt es in seiner über 200 Einträge umfassenden Diskographie gerade einmal zwei Studioalben, auf deren Cover er selbst zu sehen ist: Erstens, sein Solo-Debüt “Now” aus dem Jahr 1982; und nun “Reflections In Repose”, eine Doppel-CD mit 116 Minuten epischer, seltsam vertrauter Ambientflächen. Der visuelle und akustische Eindruck täuscht nicht: Tatsächlich geht Roach hier auf eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit – auf den Spuren magischer Momente und verschütteter Mysterien.

    Konkret bildet dieses Werk eine Schlaufe zu dem vor genau 40 Jahren enstandenen “Structures from Silence”, der epochalen LP, mit dem der inzwischen in der kalifornischen Wüste lebenden Künstler Ambient endgültig zu einer eigenständigen, ambitionierten Kunstform erhob und aus dem Schatten der europäischen Pioniere befreite. Mit der Veröffentlichung ließ Roach endgültig seine persönlichen Vorbilder Tangerine Dream und Klaus Schulze zurück, indem er deren sequencergetriebene Rhythmik gegenüber einem atmosphärischen Ansatz zurückstellte und seine HörerInnen in geheimnisvollen, hallgetränkten Loops sanft gefangen hielt. “Hypnagogisch” war der Begriff, den er selbst dafür verwenden sollte, Musik an der Schwelle zwischen Wachen und Schlafen, zwischen Konzentration und Treiben.

    Die Parallelen setzen sich auf der Hardwarebene fort. “Structures from Silence” wurde damals von einem einzigen Synthesizer geprägt, dem legendären Oberheim OB-8. Auf “Reflections in Repose” kommt nun dessen moderner Nachfolger, der OB-X8 zum Einsatz. Seine warmen, digital-analogen Sounds kostet Roach voll aus, lässt sich von ihnen an ferne Ufer spülen. Dass man ihnen auf der gesamten Länge von nahezu zweieinhalb Stunden folgen mag, ist das Verdienst der Person, die auf dem Cover zu sehen ist. Die Wirkung dieser Musik aber ist noch immer nicht von dieser Welt.

    #39 mit Cordial – Kupfer, Klinken, Kreativität

    Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer Kreative zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge widmet sich einem all zu oft vernachlässigten Aspekt der Produktion. Wir sprachen mit Martin Hubner von Cordial über Kupfer, Klinken und Kreativität – kurz: Kabel.

    Ein Kabel ist ein Kupferdraht in einem schützenden Mantel. Es könnte kaum einfacher sein. Trotzdem ranken sich um dieses Produkt wohl mehr Missverständnisse und Halbwahrheiten als um jedes andere im Audiobereich. Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen einem billigen No-Name-Kabel oder einem Paar für €70,000? Es kann kaum verwundern, dass sogar erfahrene Musiker den Überblick verlieren.

    Wer das eigene Studio verbessern möchte, muss sich somit zunächst einer Vielzahl Fragen stellen: “Einfaches” Kupfer oder sauerstofffreies? Goldene Stecker oder silberne? PVC, hochwertigere Kunststoffe oder Naturmaterialien? Wie dick soll der Mantel, wie lang darf das Kabel sein? Brauche ich für jede Verbindung eine eigenständige Lösung oder gibt es das Kabel für alles und jeden? Die Antworten fallen in der Regel so unterschiedlich aus wie die Kabel, die im Fachhandel angeboten werden.

    Fest steht: Qualität spielt auf jeden Fall eine Rolle – lediglich über die Dimensionen besteht Diskussionsbedarf. Gute Kabel eliminieren Knackser und Aussetzer ebenso wie Übertragungsfehler und Interferenzen mit Störungsquellen. Sie sind stabil und entzündungssicher, schützen vor dem Kontakt mit Flüssigkeiten und anderen potentiell gefährdenden Substanzen. Sie lassen sich einfach aufrollen, bieten visuelle Orientierungshilfe. Innovationen wie Biomaterialien, fluoreszierende Mäntel und “leise” Klinken optimieren Aspekte, die über die reine Signalübertragung hinausgehen.

    Cordial arbeitet seit einem Vierteljahrhundert mit großen B2B-Kunden an Kabellösungen für eine Vielzahl von Situationen, vom Studiobetrieb bis hin zur Konzertbühne, vom intimen Club zur Festivalbühne. Dieses Know-How spiegelt sich auch in ihren Kabeln für den/die EndverbraucherIn wider. Für uns somit der ideale Ansprechpartner für einen Podcast, der sich ganz dem Cordial Firmenmotto verschrieben hat: Kabel sollten kein Mysterium sein.

    #38 mit Youngr – Harte Arbeit zahlt sich aus

    Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um den Multi-Instrumentalisten Youngr, der für sein neues Album eine radikale Live-Produktions-Philosophie gegen eine stringente Detailarbeit eintauschte.

    Sich einzuschränken klingt nicht gerade nach Spaß. Trotzdem sind die meisten von uns darauf angewiesen: Um sich beim Produzieren nicht zu verlieren und damit angefangene Stücke fertig werden, zum Beispiel. Bei Dario Darnell alias Youngr aber schmelzen sämtliche Kategorien, Limitierungen und Trennlinien dahin.

    Dabei wollte Dario einfach nur spielen. Jahrelang entwickelte er seine Talente als Musiker in unzähligen Bands, lebte vor allem seine Leidenschaft für den Alternative Rock, Crossover und Nu Metal der 90er aus. Die pure Energie und Klangforschung, die er in Songs von Radiohead, Korn, Limp Bizkit oder den Smashing Pumpkins hörte, entfachte seine Leidenschaft, die Nähe aller dieser Bands zu Elektronik und Hip-Hop brachte ihn zum Schlagzeug. So lag der Schritt zum Dancefloor irgendwann nahe.

    Wer Youngr bei seinen live eingespielten Studio-Sessions zuschaut, in denen er auf verschiedenen Instrumenten ein komplettes Arrangement im Loopverfahren hervorzaubert, erkennt sofort, dass sich hier pure Freude und ein kompletter Fokus auf den Song verbinden. Der Record-Knopf ist stets gedrückt, es wird nicht gejammt, sondern live komponiert. Man kann die Spannung spüren, das Risiko zu scheitern.

    So verschwimmen bei Youngr die Grenzen zwischen Rock und Dance, zwischen denen eines Performers und eines Produzenten. Gleiches gilt für seine Tendenz, sich nicht notwendigerweise zwischen Cover-Version oder Original zu entscheiden, sondern das spannende Feld zwischen den beiden Polen auszuloten. “Sampling auf Songwriterebene” könnte man das nennen.

    Detailarbeit gehört nicht zu Darios liebsten Beschäftigungen. Für sein neues Album “Let the Music Guide Us” hat er sich aber genau das zum Ziel gesetzt und jeden Beat, jeden Sound unter Mikroskop und Skalpell gelegt. Das klingt nach harter Arbeit – hat sich aber ausgezahlt, wir er uns im Interview erzählt..

    #37 mit Hainbach – Musik, die Bilder schöner macht

    Im Behind the Beat-Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um den Klangtüftler Hainbach, der für die stimmungsvolle Doku “The One Who Runs Away Is The Ghost” einen traumhaften Soundtrack geschrieben hat.

    Für das Auge sind die Dinge einfach: Große Dinge werfen große Schatten. In der Welt des Ohrs jedoch gelten andere Gesetze. Hier können winzige Klangquellen gewaltige Geräusche produzieren. Das ist die Welt Stefan Paul Goetschs, den die meisten unter seinem Künstlernamen Hainbachs kennen.

    Obwohl Stefan sich inzwischen schon ein halbes Leben lang mit der Thematik beschäftigt, hat sie für ihn bis heute nichts von ihrer Faszination verloren: Laute und leise Klänge, brutale und süße Klänge, erkennbare und geheimnisvolle Klänge, alte und neue Klänge, einfache und komplexe Klänge – in der Musik von Hainbach haben sie alle ihren Platz. Das gilt auch für die Instrumente, Tools und Objekte, mit denen er diese Klänge erzeugt und manipuliert, sie einfängt und wieder freisetzt. Stefans liebevoll-spielerischen Forschungen bilden den Rahmen für seinen Kosmos aus Soundscapes, eigenen Plug-Ins und Kompositionen.

    Immer wieder erhält Hainbach auch Einladungen zum Komponieren von Filmmusik. Das mag nicht ganz offensichtlich erscheinen, da diese Musik nicht die typischen Charakteristiken aufweist, die gemeinhin als “cinematisch” empfunden werden. Auf seinem aktuellen Score für die Dokumentation “The One Who Runs Away Is The Ghost” sind die Gefühle groß, aber die akustische Kulisse intim; wellenförmige Muster entstehen aus luftigen Tönen, rhythmisch-melodische Wolken segeln schwerelos am geistigen Auge vorbei. Dies ist Musik, die die Bilder schöner macht. Es ist Musik, die Geschichten erzählt, welche die Kamera nur andeuten kann.

    Wer einmal gesehen hat, wie tief Stefan für solche Projekte in den Dialog zwischen Bild und Klang eintaucht, wird verstehen, warum seine Stücke trotz ihrer scheinbaren Leichtigkeit auch abseits des Kinos zu fesseln verstehen, warum jeder scheinbar zufällig platzierter Tupfer genau dort erklingt, wo er erklingt: Weil hinter jedem Sound eine Bedeutung steckt.