• BEHIND THE BEAT Producer Podcast

    #26 mit Girts von Erica Synths

    Im BEHIND THE BEAT Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um Girts Ozolins, Gründer des führenden Modularherstellers Erica Synths – über seine Zusammenarbeit mit Richie Hawtin, Kreativität, Bildung und darüber, wie Erica Nutzern hilft, ihre eigenen Synthesizer zu bauen.

    Depeche Mode-Mastermind Martin Gore und Art-Pop-Ikone Lady Gaga. IDM-Pionier Aphex Twin und der verstorbene japanische Komponist Ryuichi Sakamoto. Superstar Jean-Michel Jarre und Underground-Noise-Meister Merzbow. Ihre Musik mag sehr unterschiedlich erscheinen. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie lieben die Instrumente von Erica Synths,. Jarre bezeichnete die Marke sogar als ein perfektes Beispiel dafür, wie elektronische Handwerkskunst im 21. Jahrhundert aussehen sollte.

    Für Gründer Girts Ozolins ist die Erfolgsgeschichte von Erica ein persönlicher Triumph. Im Mittelpunkt des Unternehmens steht eine brennende Leidenschaft für Musik. Auf der Erica-Website werden Besucher mit Interviews verwöhnt, die Girts selbst mit einigen seiner Helden geführt hat. Dies ist kein getarntes Marketing – sie sind Teil seiner Reise.

    Von Anfang an hatte Erica eine prominente Anhängerschaft. Und so haben es die Klänge aus Lettland auf einige der meistverkauften Platten der Welt geschafft. Für den ehemaligen Physik-Lehrer ist die Anerkennung eine Art Auftrag: Mit der Einführung der „mki x es.EDU“-Produktlinie – DIY-Kits, die es den Nutzern ermöglichen, sich mit dem Bau ihrer eigenen Synthesizer vertraut zu machen – ist Erica kürzlich in den Bildungsbereich eingestiegen. Jean-Michel Jarre bezog sich auf diese praktische Qualität, als er sagte, diese Synthesizer seien „eine Kombination aus dem digitalen Zeitalter und uns – analoge Tiere aus Blut und Knochen“, die „Knöpfe und Regler zum Anfassen brauchen“.

    Das ist ein schönes Kompliment. Aber es scheint kein kompliziertes Konzept hinter Erica Synths zu stecken. Es sind einfach großartig klingende Geräte entworfen und gebaut für intensivsten Live-Einsatz. Wenn es eine Philosophie dahinter gibt, dann ist es vielleicht diese: Technologie soll keine Bedrohung für menschliche Musik sein – sondern vielmehr Tore zu neuer Kreativität aufstoßen.

    www.ericasynths.lv

    #25 mit Eric Horstmann von Immersive Lab

    Im BEAT Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um den Mixing- und Mastering-Engineer Eric Horstmann, dem in Deutschland wohl führenden Experten für Atmos.

    In einem vielbeachteten Interview hat Mastering-Legende Bob Clearmountain bereits das Ende von Dolby Atmos vorhergesagt. Eric Horstmann aber glaubt vorbehaltlos an das neue Format. In seinem “Immersive Lab”, das er sich mit Produzent und Songwriter Daniel Grunenberg von Glasperlenspiel teilt, gibt er der Musik von Kunden wie Shirin David und Cro, Moderat und Rodriguez Jr, Alice Merton und Paula Hartmann den atmosphärischen Feinschliff. Dafür hat er sich auch entsprechend professionell eingerichtet.

    Das Immersive Lab mag auf den ersten Blick recht klein und unspektakulär anmuten. Doch hinter der nüchternen Fassade und den psychedelisch-welligen Absorberflächen verbirgt sich State-of-the-Art Technologie und ein genau durchdachtes Konzept. Dominiert wird es von Genelec-Speakern – Horstmann arbeitet für den finnischen Boxen-Hersteller und dessen futuristisches Experience Center in Berlin – sowie den Modulen des dänischen Herstellers DAD.

    Gearbeitet wird vornehmlich in der Box und mit Kopfhörern. Der Hauptvorteil: Über visuelle Darstellungen und eine Vielzahl leistungsfähiger Tools lässt sich der Sound punktgenau im Raum platzieren und bis in die kleinsten Details hinein bearbeiten. Auch binaurale Headphone-Mixe entfalten ihr volles, immersives Potential. So entstehen Produktionen, die raffiniert und überraschend, aber gleichzeitig vollkommen organisch klingen.

    Für unseren Podcast haben wir Eric im Lab besucht und mit ihm über die aktuelle Clearmountain-Kritik an Atmos sowie die praktische Arbeit im Studio gesprochen. Eines steht nach diesem Gespräch fest: Die Chancen, dass Atmos das erste Surround-Format mit Breitenwirkung wird, standen nie besser.

    #24 mit Ben Lukas Boysen: Rave-Ausflüge

    Im BEAT Producer Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um Ben Lukas Boysen, dessen Arbeit sich auf dem schmalen Grat zwischen Soundtracks, moderner Klassik und Electronica bewegt.

    Ben Lukas Boysen empfängt uns in seinem neuen Studio. Der kleine, aber einladende Raum beherbergt seine persönliche Sammlung klassischer Synthesizer, Drumcomputer und eine akribisch geordnete Kabelsammlung („Ich habe immer noch das Gefühl, dass sie nicht geordnet genug ist“, gibt er lachend zu, „ich leide unter schwerer Kabel-OCD.“). Die meiste Musik entsteht jedoch “in the box”, sogar die atemberaubend schönen Klavierklänge, für die er berühmt geworden ist. Die Einfachheit und Sauberkeit des Raums bietet den perfekten Schutzraum für die faszinierend eigenwilligen Rave-Ausflüge seines experimentellen Projekts Hecq – das er nun, nach einer mehrjährigen Phase der Stille, wieder aufleben lässt.

    In vielerlei Hinsicht ist dies der perfekte Zeitpunkt für ein Gespräch. Dank glorreich produzierter Alben wie “Mirage” oder “Gravity” ist Ben längst aus dem Schatten einiger der größeren Labelkollegen von Erased Tapes herausgetreten – allen voran Nils Frahm, den er bei “Gravity” noch als Produzent hinzugezogen hatte. Vor allem die letzten Jahre brachten dank starker Soundtrack-Arbeiten den Durchbruch. 2019 wurde er gebeten, den deutschen Thriller “Der Fall Collini” zu vertonen, seinerzeit der erfolgreichste Film des Jahres. 2022 folgte die TV-Serie “The Lazarus Project”, eine spannungsgeladene Zeitreisegeschichte, die sich in einem an Tennet gemahnenden Universum bewegt und wohl die bisher ambitionierteste und kreativ überzeugendste Originalserie von Sky darstellt.

    Boysens klassische Ausbildung, und seine Jugend in einer Familie von Kreativen und Musikliebhabern, bildete die ideale Basis für einen natürlichen Umgang mit orchestralen Klangfarben. Gleichzeitig führte ihn seine persönliche Liebe zum IDM der 90er Jahre, von Aphex Twin bis Autechre, zu elektronischen Klangskulpturen, komplexen Beatmustern und gespenstischen Stimmungen. Bei Hecq ging es (unter anderem) immer darum, diese beiden scheinbar gegensätzlichen Tendenzen zu einer einheitlichen Sprache zu verschmelzen, zusammengehalten von Boysens Begabung als Arrangeur, Sounddesigner und Klanggeschichtenerzähler.

    Nach einer mehrjährigen Pause von Hecq, gibt es nun plötzlich eine neue EP. Sie trägt den Titel “Form” und ist eines der vielversprechendsten Comebacks in diesem Jahr. “Form” schafft es, ein vertrautes, leicht nostalgisches Gefühl zu transportieren und dieses gleichzeitig in Tracks einzubetten, die einige der abenteuerlichsten Kompositionsideen in Boysens Karriere aufweisen.

    Weniger episch in Design und Klang als das Vorgängeralbum “Mirage” arbeiten diese Stücke mit eigentlich einfachen Ideen, um verblüffend originelle Ergebnisse zu erzielen. Sie zeugen von den Talenten eines Produzenten, für den die Welt der Musik noch voller ungenutzter Potenziale ist – und der, wie unser Podcast beweist, sich auch gerne in aller Tiefe darüber unterhält.

    #23 mit Andreas Schneider: Spaß am Frickeln

    Im BEAT Producer Podcast bittet Tobias Fischer spannende Gäste zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um Modular-Papst Andreas Schneider und der von ihm gegründete Superbooth. Seit der ersten Ausgabe ist die Synthie-Fachmesse stetig gewachsen und gilt heute als das wichtigste Event seiner Art überhaupt. Auch Superbooth23 verspricht wieder schmackhaft zu werden. So trafen wir uns für ein Gespräch über den Spaß des Frickelns, die meditativen Qualitäten des Musikmachens und spannende Modular-News.

    Als Andreas Schneider sein „Büro“ eröffnete, waren Modularsynthies das möglicherweise nischigste Produkt der Elektronik. Gemeinhin galten sie als abstrakte und komplizierte Spielzeuge für Musiker, die lieber mit dem Lötkolben als einem Keyboard hantierten. Genau das war es, was Schneider magisch anzog. Frustriert von Erfahrungen als Manager und Marketing-Experte und dem Eogoismis der Musikindustrie fand er endlich das, was ihm so lange gefehlt hatte: Die Liebe am Experiment, am Ausprobieren, am Spielen.

    Aus der Leidenschaft wurde schon bald ein Laden. Hier, und das macht das Konzept aus, konnte man die faszinierenden und doch angeblich längst von der Zeit eingeholten Geräte und Gerätchen ansehen, anfassen und antesten. Letzten Endes also schlicht das, was im konventionellen Einzelhandel für „modernes“ Equipment schon lange selbstverständlich war. Mit dem Unterschied, dass es bei Schneider einfach viel mehr Spaß machte. Und so wird der Zwischenstopp am Kottbusser Tor für so Manchen zum Pflichtprogramm beim Berlinbesuch.

    Der Superbooth (auf den Maskulin legt Schneider viel Wert) wird schon bald zur natürlichen Ergänzung zum Verkauf. Hier treffen sich Hersteller und Kunden, diejenigen welche die Klangkisten bauen und diejenigen, die mit ihnen Musik produzieren. Der Austausch und das Handanlegen ist für das Konzept essentiell. Denn letzten Endes geht es hier nicht ums „Produzieren“ oder „Verkaufen“ – sondern, allen finanziellen Zielen zum Trotz, ums „Machen“.

    #22 mit Todd Terry: Die House Legende

    Im 3×3 Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um die House-Legende Todd Terry. Im Mainstream wurde Terry vor allem mit seinen Remixen zum Star: “Missing” mit Everything But the Girl war sogar so gut, dass er in Deutschland, den USA und UK in der Top 3 landete. Dabei sind gerade seine eigenen Produktionen mitverantwortlich dafür, dass aus einer Nischenbewegung eine weltweites Phänomen entstand.

    James Brown und Quincy Jones waren für den jungen Todd Terry die größten. Schon bald kamen Kraftwerk dazu – eine scheinbar krude Kombination, die aber zum Sprungbrett und zur lebenslangen Inspiration für eine große Karriere wurde. In der Schnittmenge aus diesen Einflüssen und maßgeblich inspiriert von der aufkeimenden Hip-Hop-Bewegung schuf der in Brooklyn geborene Musiker einen Sound, der dreckig war und roh, und der den Finger genau am Puls der Zeit hatte.

    Anderen ging es um kommerziellen Erfolg, Terry aber wollte einfach nur Musik machen und in kreativer Hinsicht “der King” sein. In seinem Schlafzimmerstudio standen bereits die wenigen Geräte, mit denen er schon bald eine Revolution entfachte: Eine Drum Machine, ein paar Synths, ein Paar einfache Boxen und ein Mixer. Die Songs entstanden allesamt live im Augenblick, als Jams und Performances. “Rough” sollte es sein – und “rough” wurde es auch.

    Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, denen langsam aber sicher die Ideen ausgehen, ist das Produzieren für Terry eine Sucht geblieben. Seine Produktivität ist geradezu obsessiv, die Liste der Tracks, die nach seiner Umstellung auf eine digitale Arbeitsumgebung entstanden sind, erstreckt sich ins Unendliche. Dabei bestand eine der Herausforderungen darin, die besagte “Roughness” auch am Laptop zu erzeugen.

    Genau darum – und darüber wie sich Technologie und Kreativität in seinem Schaffen sich seit nunmehr fast 40 Jahren gegenseitig befruchten, geht es in diesem Gespräch.

    Aktuelle Single: Todd Terry, Janika Tenn & Lee Wilson: “I Give You Love”