Im Behind the Beat Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um Sickotoy, der Elemente rumänischer Musik mit moderner Elektronik verbindet und dafür bereits mit einem Grammy belohnt wurde.
Es ist viel die Rede davon, wie auf globalisierten Märkten nur noch milliardenschwere Multinations überleben. Dabei sind in der Musik gerade die Kleinen oftmals die wahren Giganten. Man denke nur an den Einfluss, den Länder wie Schweden oder Jamaica auf die Charts ausüben, an Island als einen Geysir der Inspiration. Die nächste Revolution könnte in Rumänien zünden: Immer wieder findet man rumänische Produzenten in den Credits zu internationalen Hits, ihre Songs haben eine erkennbare Handschrift und die Szene quillt vor Talenten geradezu über.
Alexandru Cotoi alias Sickotoy ist einer der führenden Vertreter dieser Bewegung. Seine Karriere begann mit einem Knall und als Teil der Backing-Band von Morandi, einem seinerzeit extrem erfolgreichen Projekt. Doch seine wahre Heimat war das Studio, nicht die Bühne. Bereits vier Jahre nach seiner Umorientierung als Produzent landete er einen unerwarteten Treffer, als der amerikanische Megastar Pittbull einen seiner Tracks für das Album “Dale” auswählte – später wurde “Baddest Girl in Town” sogar mit einem Grammy belohnt.
Seitdem geht es mit Cotois Karriere weiter steil nach oben. Die rumänische Ikone Inna entschied sich bei ihrem Album “Heartbreaker” für Alex als ihren Stammproduzenten, auf der neuen Single “Bad Girls” kollaborierte er mit der Legende Wayne Hector (Britney Spears, Nicki Minaj, Kylie Minogue), und im vergangenen Jahr saß er sogar in der Jury von One True Singer, der rumänischen Fassung von The Voice of Germany.
Die Basis für diese Erfolge liegt darin, wie Cotoi Elemente aus den unterschiedlichsten Kulturen und Genres organisch zusammenwebt. Ebenso wichtig ist indes seine Fähigkeit, sich bei sogenannten Writers Camps mit anderen Songwritern zusammenzuschließen und in spontanen Sessions der Kreativität freien Lauf zu lassen. Dabei kommt nicht nur Gold heraus, aber in der Summe eben doch viel Großartiges – und garantiert wieder einige globale Hits, die sein Profil weiter steigen lassen werden. Um Sickotoy und Rumänien im Allgemeinen wird man schon bald nicht mehr herumkommen.
Im Behind the Beat Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um Rodriguez Jr., der auf „Feathers & Bones“ sinnlichen House mit hypnotischem Songwriting und ganz viel Atmosphäre verbindet.
Der vielleicht schönste Track auf „Feathers & Bones“” ist gerade einmal zweieinhalb Minuten lang und steht ganz am Ende: „Tape #2“ ist ein magischer Loop aus an- und abschwellenden Pads, feinem analogen Kratzen und einer Melodie, die direkt von der Venus auf die Erde gebeamt wurde. Solche Momente gibt es auf diesem Album immer wieder. Es ist das inzwischen vierte aus der Feder von Olivier Mateu und möglicherweise das beste. Nach dem phänomenalen, Minimal-angehauchten Traumdebüt „Bittersweet“ markierte „Bliss“ 2020 den Beginn von etwas Neuem – ein Rundumschlag, der auch Acid-Lines und Breakbeats mit einschloss.
„Feathers & Bones“ setzt diesen Weg konsequent fort und kann als Selbstfindung gedeutet werden. Weshalb das Werk nun auch auf seinem eigenen Label erscheint. Zentral steht hier das Pendeln zwischen Instrumentals und Vocal-Tracks, zwischen Treiben und Tanzen. Die Songs sind unglaublich vielschichtig, aber niemals überladen – viele Klangelemente, darunter unzählige Field Recordings aus Mateus‘ Archiv, sind so subtil zusammengemischt, dass man sie erst beim wiederholten Hören bemerkt.
Die Wirkung aber ist alles andere als subtil. Auch dank der Sorgfalt, die in den Atmos-Mix investiert wurde, ist „Feathers & Bones“” eine Scheibe, die begeistert und lange nachwirkt. Und die Lust macht auf den Nachfolger – an dem Rodriguez Jr. natürlich längst arbeitet.
Im Behind the Beat Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um Elektronik-LegendeCarl Cox, der nach elf Jahren Pause für ein neues Album ins Studio zurückgekehrt ist – und dabei den Spaß am Produzieren wiederentdeckt hat.
“All Roads lead to the Dancefloor” hieß das letzte Carl Cox Album, aus dem Jahr 2011. Und tatsächlich sah es lange so aus, als folge Cox diesem Titel wörtlich. Eine Dekade lang widmete er sich vollkommen der Kunst der Kanzel, belebte sein Intec-Label wieder und förderte junge Talente. Seine Ambitionen als Musiker aber schien er an den Nagel gehängt zu haben.
Und dann, wie aus dem Nichts kehrt er mit einem neuen Album zurück. Und klingt darauf vielleicht frischer denn je. An die Vielseitigkeit seiner Sets angelehnt, wirbelt sich der Altmeister im Titeltrack von “Electronic Generations” durch pumpenden Electro, schüttelt mit bestechender Lässigkeit ätzend-euphorische Acid-Hymnen (“Get After it” sowie das vollkommen entfesselte “World Gone Mad”) und episch stampfenden Mainroom-Techno (“How it makes you feel”, “Heads Up”) aus dem Ärmel. Sogar eine bemerkenswert gelungene Fusion aus 70er-Jahre-Sequencern und House findet sich hier (“Toys out of the Pram”).
Siebzehn eklektische Tracks in allen Farben des elektronischen Regenbogens finden sich auf “Electronic Generations” – keines seiner bislang fünf Alben ging ihm so leicht und schnell von der Hand wie dieses. Entcheidenden Anteil daran hatte sein neues, auf schnelle Umsetzung und Live-Einsatz ausgelegtes Set-Up. So entstanden alle neuen Stücke aus spontan-verspielten Jam-Sessions, die anschließend kaum, wenn überhaupt, editiert wurden. Auch der Plattenfirma machte Cox unmissverständlich klar: Die Tracks werden entweder so veröffentlicht wie sie sind – oder gar nicht.
Back to the Roots? Nicht für Cox, der bisher als Perfektionist bekannt war. Vielmehr stellte der Schritt in Richtung Augenblicklichkeit für ihn ein Wagnis dar, eine neue Herausforderung in einem Alter, in dem die Durchschnittsbürgerin bereits von der Rente träumt. Warum er sich aber doch dazu entschlossen hat, erklärt der Titel seiner neuen, mit dem britischen Produzenten Bushwacka! Engespielten Single: “Music is Life” – und Stillstand ist der Tod
Im BEHIND THE BEAT Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um Girts Ozolins, Gründer des führenden Modularherstellers Erica Synths – über seine Zusammenarbeit mit Richie Hawtin, Kreativität, Bildung und darüber, wie Erica Nutzern hilft, ihre eigenen Synthesizer zu bauen.
Depeche Mode-Mastermind Martin Gore und Art-Pop-Ikone Lady Gaga. IDM-Pionier Aphex Twin und der verstorbene japanische Komponist Ryuichi Sakamoto. Superstar Jean-Michel Jarre und Underground-Noise-Meister Merzbow. Ihre Musik mag sehr unterschiedlich erscheinen. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie lieben die Instrumente von Erica Synths,. Jarre bezeichnete die Marke sogar als ein perfektes Beispiel dafür, wie elektronische Handwerkskunst im 21. Jahrhundert aussehen sollte.
Für Gründer Girts Ozolins ist die Erfolgsgeschichte von Erica ein persönlicher Triumph. Im Mittelpunkt des Unternehmens steht eine brennende Leidenschaft für Musik. Auf der Erica-Website werden Besucher mit Interviews verwöhnt, die Girts selbst mit einigen seiner Helden geführt hat. Dies ist kein getarntes Marketing – sie sind Teil seiner Reise.
Von Anfang an hatte Erica eine prominente Anhängerschaft. Und so haben es die Klänge aus Lettland auf einige der meistverkauften Platten der Welt geschafft. Für den ehemaligen Physik-Lehrer ist die Anerkennung eine Art Auftrag: Mit der Einführung der „mki x es.EDU“-Produktlinie – DIY-Kits, die es den Nutzern ermöglichen, sich mit dem Bau ihrer eigenen Synthesizer vertraut zu machen – ist Erica kürzlich in den Bildungsbereich eingestiegen. Jean-Michel Jarre bezog sich auf diese praktische Qualität, als er sagte, diese Synthesizer seien „eine Kombination aus dem digitalen Zeitalter und uns – analoge Tiere aus Blut und Knochen“, die „Knöpfe und Regler zum Anfassen brauchen“.
Das ist ein schönes Kompliment. Aber es scheint kein kompliziertes Konzept hinter Erica Synths zu stecken. Es sind einfach großartig klingende Geräte entworfen und gebaut für intensivsten Live-Einsatz. Wenn es eine Philosophie dahinter gibt, dann ist es vielleicht diese: Technologie soll keine Bedrohung für menschliche Musik sein – sondern vielmehr Tore zu neuer Kreativität aufstoßen.
www.ericasynths.lv
Im BEAT Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um den Mixing- und Mastering-Engineer Eric Horstmann, dem in Deutschland wohl führenden Experten für Atmos.
In einem vielbeachteten Interview hat Mastering-Legende Bob Clearmountain bereits das Ende von Dolby Atmos vorhergesagt. Eric Horstmann aber glaubt vorbehaltlos an das neue Format. In seinem “Immersive Lab”, das er sich mit Produzent und Songwriter Daniel Grunenberg von Glasperlenspiel teilt, gibt er der Musik von Kunden wie Shirin David und Cro, Moderat und Rodriguez Jr, Alice Merton und Paula Hartmann den atmosphärischen Feinschliff. Dafür hat er sich auch entsprechend professionell eingerichtet.
Das Immersive Lab mag auf den ersten Blick recht klein und unspektakulär anmuten. Doch hinter der nüchternen Fassade und den psychedelisch-welligen Absorberflächen verbirgt sich State-of-the-Art Technologie und ein genau durchdachtes Konzept. Dominiert wird es von Genelec-Speakern – Horstmann arbeitet für den finnischen Boxen-Hersteller und dessen futuristisches Experience Center in Berlin – sowie den Modulen des dänischen Herstellers DAD.
Gearbeitet wird vornehmlich in der Box und mit Kopfhörern. Der Hauptvorteil: Über visuelle Darstellungen und eine Vielzahl leistungsfähiger Tools lässt sich der Sound punktgenau im Raum platzieren und bis in die kleinsten Details hinein bearbeiten. Auch binaurale Headphone-Mixe entfalten ihr volles, immersives Potential. So entstehen Produktionen, die raffiniert und überraschend, aber gleichzeitig vollkommen organisch klingen.
Für unseren Podcast haben wir Eric im Lab besucht und mit ihm über die aktuelle Clearmountain-Kritik an Atmos sowie die praktische Arbeit im Studio gesprochen. Eines steht nach diesem Gespräch fest: Die Chancen, dass Atmos das erste Surround-Format mit Breitenwirkung wird, standen nie besser.