Im Behind The Beat Podcast bittet Tobias Fischer spannende Produzenten zum Tiefen-Gespräch. Diese Folge dreht sich um Enyang Urbiks, die in ihrem Berliner Mastering-Studio die Kunst des genauen Zuhörens zelebriert.
Für manche ist Mastering eine Art schwarze Magie. Für andere ist es schlicht einer der wenigen verbliebenen Jobs in der Musikindustrie, mit dem sich noch ein nennenswertes Einkommen generieren lässt. Für Enyang Urbiks hingegen ist es eine lebenslange Leidenschaft, eine Kunst in sich und integraler Bestandteil des kreativen Prozesses.
Für unser Gespräch hat mich Enyang in das Urbiks Studio eingeladen, eine holzgetäfelte Oase im Berliner Funkhaus-Komplex. Das Equipment, welches hier zum Einsatz kommt, wurde ursprünglich für die Kollegin Heba Kadry (Björk, Ryuichi Sakamoto) konzipiert und Enyang und ihr Partner Jan haben es in die atemberaubenden, eleganten Elemente des belgischen Unternehmens Northward Systems eingebettet. Während Enyang in der Küche einen wunderbaren Tee kocht baue ich in der intensiven Ruhe des Kontrollraums meine Geräte auf – man kann sich sehr gut vorstellen, hier viele intensive Stunden in höchster Konzentration zu verbringen. Genau das tut sie auch und hat sich ein bemerkenswert vielfältiges Portfolio aufgebaut.
Für Enyang geht es beim Mastering vor allem um das Herstellen einer gewissen Stabilität, das Gefühl, dass jedes Element auf der genau richtigen Frequenz schwingt. Das mag esoterisch klingen, ist aber eine in einer langen, täglichen Praxis verwurzelt. Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt und heute verlassen sich KünstlerInnen der unterschiedlichsten Stilrichtungen auf ihren Geschmack, ihr Gefühl und vor allem auch ihre Einfühlsamkeit. Darunter beispielsweise die venezolanische Klangkünstlerin Arca, die ihre inzwischen legendäre “Kick”-Trilogie von Enyang betreuen ließen.
Viele kommen für Nachfolgeprojekte wieder zurück. Und das, obwohl KI inzwischen durchaus brauchbare Ergebnisse zu weitaus geringeren Kosten bietet. Der Grund ist einfach: Gutes Mastering ist weder schwarze Magie noch kann es einfach nur ein Job sein. Es ist ein gemeinschaftlicher Prozess, der aus einem persönlichen Produkt die unversalen Resonanzen herauskitzelt.